Nun liegen erfüllte Tage in Portugal hinter mir. Eine Trauung und eine Taufe, die ich mitfeiern durfte und dann die Vorbereitung einer Segensfeier am Meer. Der Glaube braucht das Feiern, das habe ich in Portugal mit den Portugiesen wieder erleben dürfen.
Diese Famiienfeier auf einer traditionellen Herdade stand ganz im Zeichen des Zusammenseins, des Miteinander – Sprechens… und das den ganzen Tag bis in die Nacht hinein. Es fanden sich immer wieder neue Gesprächspartner*innen in den verschiedensten Altersstufen – das jüngste Kind war 1 Jahr alt, der Älteste war der Urgroßvater mit 97 Jahren. Manche, vor allem die Kinder, sprangen zur Abkühlung zwischendurch in den Pool, andere legten sich unter die Olivenbäume in den Liegestuhl oder einfach auf Decken und Kissen auf den Boden, um auszuruhen oder zu lesen. Dabei wurde leise Musik gespielt, die als Untermalung dem ganzen Fest eine zusätzliche Leichtigkeit gab und sogar zum Tanzen motivierte. Und natürlich spielte das gemeinsame Mahl eine große Rolle. Auf den Tag verteilt wurde in großer Gemeinschaft dreimal draussen in freier Natur an langen Tafeln unter großen Sonnenschirmen gegessen. Zunächst ausgiebig zum Mittag, später zum Kaffee mit der Hochzeitstorte, und zum Abschluss des Tages gab es eine liebevoll traditionell zubereitete Tomaten-Suppe mit Brot und Früchten. Alles, was auf den Feldern wächst. Besonders berührte mich, dass auf einmal an einer Seite des riesigen Tisches eine kleine Gruppe anfing zu singen.
Die meisten Menschen im Alentejo – portugiesisch „jenseits des Tejo“ im Süden des Landes – sind einfache Menschen. Landwirtschaft und harte Arbeit bestimmen teilweise noch heute ihr Leben. Ihre Lieder drücken ihr Leben aus. Bei aller Schwere des Lebens tragen sie eine tiefe Dankbarkeit und Freude in ihrem Herzen. Durch ihren Gesang zogen sie die Aufmerksamkeit an sich, alle hörten auf einmal zu und sangen mit. Sie fesselten die Menschen mit ihrem Klang und den Texten, weil sie so ehrlich und aufrichtig rüberkamen. Ich dachte an ein Wort, das mir immer wieder in den Sinn kommt: „Gott achtet dich, wenn du arbeitest. Aber er liebt dich, wenn du singst.“
Ich bin wohl deshalb so gerne in diesem Land bei und mit meiner befreundeten portugiesischen Familie, weil mich diese Art zu leben tief berührt und mir selbst entscheidende Impulse für mein eigenes Leben gibt, gerade wenn ich wieder hier in Deutschland bin. Auf dem Rückflug habe ich diese Tage Revue passieren lassen und sie nachgespürt. Es waren im wahrsten Sinne ‚himmlische‘ Erinnerungen.
Auch habe ich auf diesem Flug zum vierten Mal mein Buch bearbeitet, um mich gut auf die kommenden Lesungen und Gespräche vorzubereiten. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug sprach mich eine dreiköpfige Familie an, die direkt hinter mir saß und den Titel des Buches „Aufruhr“ las. „Ist das Buch lesenswert? Ist es spannend? Ist es empfehlenswert?“ Ich musste schmunzeln. „Ich würde es Ihnen sehr empfehlen, es gibt Impulse für den christlichen Glauben, die auf Freiheit ausgerichtet sind, die Mut machen wollen, die eigene Spiritualität zu entdecken und sie zu leben. Das Buch lädt dazu ein, sich eine Gemeinschaft zu suchen, in der sich Ihre eigene Persönlichkeit entfalten kann und diese nicht diktiert wird von den starren und bestimmenden Strukturen der Institution Kirche. Diese Gedanken sind natürlich subjektiv, denn ich habe das Buch selbst geschrieben.“ Da fiel ihnen die ‚Kinnlade‘ runter, und nun mussten wir alle vier schmunzeln.
Mit diesen wunderbaren, erfüllenden Bildern bin ich dann nach Münster gefahren und beginne nun in dieser Freude meinen Lebens- und Arbeitstag in meiner Heimat und danke Gott für die Schönheit des Lebens.
Ich wünsche Euch und Ihnen einen erfüllten Tag und freue mich, wenn wir uns am kommenden Sonntag um 18.00 Uhr bei der Familie Benning am Dingbängerweg 350 zum Friedensgebet mit Agapefeier wiedersehen und das Leben und Gott gemeinsam feiern.